Welche Möglichkeiten gibt es, wenn die Standardtherapien nicht ansprechen?
Wenn die Standardtherapien keinen dauerhaften Erfolg bringen und die ITP über einen längeren Zeitraum anhält (chronische Verlaufsform) und mit immer wiederkehrenden Blutungen zu rechnen ist, können weitere Therapiemöglichkeiten in Erwägung gezogen werden.
Die operative Entfernung der Milz (Splenektomie) ist eine Behandlungsoption bei Patienten mit chronischer ITP, die auf die Standardtherapien nicht genügend ansprechen und bei denen es immer wieder zu schweren Blutungen kommt. Durch die Entfernung der Milz, dem Organ, in dem die Thrombozyten hauptsächlich abgebaut werden, können die Thrombozytenzahlen angehoben werden.
In ca. zwei Drittel der Fälle besteht dadurch die Möglichkeit, eine dauerhafte komplette Heilung zu erzielen. Die Entscheidung für eine Splenektomie muss sorgfältig abgewogen werden. Da die Milz eine wichtige Funktion im Abwehrsystem (Immunsystem) des Menschen hat, besteht bei der Splenektomie, neben dem generellen Operationsrisiko, eine lebenslang erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen. Deshalb sollten vor dem geplanten Eingriff, in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt, notwendige Impfungen durchgeführt werden, vor allem gegen Erreger von schweren Lungen- oder Hirnhautentzündungen wie Pneumokokken, Meningokokken oder Haemophilus influenzae b.
Für Kinder kommt diese Behandlungsform nach den aktuellen Empfehlungen der Leitlinien allerdings nicht mehr in Frage.
Der
monoklonale Antikörper Rituximab wird in Einzelfällen eingesetzt, wenn
Patienten mit chronischer ITP auf andere Therapien nicht ansprechen.
Rituximab ist bisher nur für den Einsatz in der Krebstherapie
zugelassen. Eine Zulassung für die ITP existiert bisher noch nicht.
Rituximab
wirkt gezielt auf eine bestimmte Oberflächenstruktur von Zellen des
Immunsystems, die unter anderem auch für die Bildung von Antikörpern
verantwortlich sind (B-Zellen). Erste Studiendaten bei ITP-Patienten
zeigten in 30-50% der Fälle ein dauerhaftes Ansprechen. Die Wirkung
tritt erst nach mehreren Wochen ein. In einigen Fällen wurden
schwerwiegende Infektionen unter Rituximab-Therapie beobachtet, so dass
das Nutzen-/Risiko-Verhältnis dieser Therapie sorgfältig abgewogen
werden muss.
Fostamatinib ist ein Wirkstoff der inhibierend auf die sogenannte Spleen-Tyrosin-Kinase (SYK, Milz-Tyrosin-Kinase) wirkt. Die SYK spielt bei der Signaltransduktion, der Phagozytose und dem Abbau von Thrombozyten in der Milz eine wichtige Rolle. Bei Patienten mit Immunthrombozytopenie (ITP) ist diese Signaltransduktion gestört, was zu einem vermehrten Abbau der Thrombozyten führt. Eine Hemmung dieser aus dem Gleichgewicht geratenen Immunreaktion kann bei einer ITP hilfreich sein. Fostamatinib ist zugelassen zur Behandlung der chronischen ITP bei erwachsenen Patienten, die gegenüber anderen Behandlungsarten therapieresistent sind. Daten zum direkten Vergleich der Wirksamkeit von Fostamatinib mit anderen Arzneimitteln, insbesondere den TRA, liegen bisher nicht vor.
Gibt es noch andere Therapieoptionen?
Die nachfolgend aufgeführten Therapieoptionen werden in Einzelfällen
eingesetzt, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten keinen Erfolg
gebracht haben. Die meisten dieser Substanzen sind für die Behandlung
der ITP nicht zugelassen und werden normalerweise für verschiedene
Krebstherapien eingesetzt. Diese Substanzen greifen erheblich in das
natürliche Abwehrsystem des Menschen ein und unterdrücken somit auch die
Bildung der Autoantikörper gegen die eigenen Thrombozyten.
Da
die Wirksamkeit für die Behandlung der chronischen ITP bisher nur
unzureichend in kleinen Studien oder Fallberichten beschrieben wurde und
ein z.T. erhebliches Nebenwirkungsrisiko besteht, kommen sie nur in
Einzelfällen unter sorgfältiger Abwägung des
Nutzen-/Risiko-Verhältnisses in Betracht.
Nachfolgend einige Substanzen, die in Einzelfällen eingesetzt werden:
Weitere Informationen zu den einzelnen Therapieoptionen finden Sie in den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften (Leitlinien zur ITP).
Therapieoptionen
Standardtherapie
Behandlung bei Kindern
Schwangerschaft
Zahnarzt
Chirurgische Eingriffe