Thrombozyten (Blutplättchen) lagern sich bei Verletzung eines Blutgefäßes aneinander und bilden an der geschädigten Stelle einen Pfropf, der den Gefäßdefekt verschließt. Sind nur sehr wenige Thrombozyten im Blut, besteht die Gefahr, dass verletzte Gefäße nicht ausreichend verschlossen werden. Die Folge sind Blutungen, die nur schwer gestillt werden können.
Ist die Anzahl der Blutplättchen unter dem Normalbereich für Gesunde, spricht man von einer Thrombozytopenie. Nicht jede Thrombozytopenie ist jedoch mit einer erhöhten Blutungsneigung verbunden. Ferner gibt es unterschiedlichste Gründe, warum Thrombozyten unterhalb der Normalwerte liegen können. Weitere Informationen dazu finden Sie unter dem Punkt Differentialdiagnosen.
Die Zahl der Thrombozyten wird aus einer Blutprobe bestimmt. Die Messung erfolgt im Labor automatisch mit standardisierten Messgeräten.
Die Thrombozytenzahlen im Blut liegen bei gesunden Menschen im Bereich von 150.000 bis 400.000 Thrombozyten pro Mikroliter (µl) Blut (1 µl entspricht einem ein millionstel Liter). Bei Kindern und Neugeborenen sind die Werte meistens etwas niedriger (siehe Tabelle):
Thrombozytenzahl | |
---|---|
Erwachsene | 150.000-400.000 / µl |
Kinder | 150.000-350.000 / µl |
Neugeborene | 100.000-250.000 / µl |
Tabelle 1: Referenzbereiche für die Thrombozytenzahl
(Quelle: Neumeister B., Besenthal I., Böhm B.O.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Urban & Fischer. 4. Auflage, 2009)
Bei Patienten mit Immunthrombozytopenie müssen trotz verminderter Thrombozytenzahl nicht zwangsläufig Blutungen auftreten. Früher hatte sich die Behandlung der ITP primär an der Zahl der Thrombozyten orientiert. Inzwischen wird das Risiko zur Blutungsneigung als wichtigster Parameter zur Einleitung einer Therapie gesehen. Die langjährigen Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Patienten trotz niedriger Thrombozytenzahlen keine Blutungskomplikationen aufweisen.
In den aktuellen ITP-Leitlinien steht: „Viele ITP-Patienten haben trotz niedriger Werte jahrelang keine oder nur minimale Blutungen. Hier muss die Indikation von individuellen Faktoren (bisherige Blutungsanamnese, Lebensstil, berufliches Blutungsrisiko usw.) abhängig gemacht werden.“
(Leitlinien zur ITP)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Stadieneinteilung eingeführt, die den Schweregrad der Erkrankung anhand der aufgetretenen Blutungen und nicht der Thrombozytenzahlen beurteilt. Insgesamt werden 5 Stadien (0 bis 4) unterschieden. Stadium 0 beschreibt den geringsten Schweregrad, bei dem noch keine Blutungszeichen aufgetreten sind. In Stadium 4 treten Blutungen auf, die die betroffenen Organe schädigen können. Über diese Einteilung kann nach aktueller Expertenmeinung am besten der Schweregrad der Erkrankung beurteilt werden.